Kino / Nachlese

Geliebte Köchin

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

F 23, R: Anh Hung Tran, FSK: 6, 135 min

+++ Achtung: Für Samstag den 09.03. können wir keine Essensbestellungen mehr entgegennehmen. Wir bitten um Verständnis. Zum nächsten Augen&Schmaus laden wir am 20.04. mit dem wunderbaren Film „Sterne zum Dessert“ und einer jungen Mittelherwigsdorfer Konditorin. +++ 

In der Kulturfabrik servieren wir ab 18 Uhr Quiche Lorraine mit buntem Salat – wir bitten um Anmeldung unter
info@kulturfabrik-meda.de

Inmitten des passionierten Treibens einer Küche des Jahres 1885 inszeniert Trần Anh Hùng (DER DUFT DER GRÜNEN PAPAYA) eine außergewöhnliche und im wahrsten Sinne des Wortes appetitanregende Liebesgeschichte um die Kunst der Verführung und die Sinnlichkeit des Essens:
Seit 20 Jahren steht die begnadete Köchin Eugénie im Dienst des legendären Gourmets Dodin Bouffant und kreiert mit ihm köstliche Gerichte, die selbst die größten Köche der Welt in Staunen versetzen.
Aus der gemeinsamen Leidenschaft für das Koche und den zahlreichen gemeinsamen Stunden in der Küche ist über die Jahre weit mehr als nur eine Liebe fürs Essen erwachsen. Doch Eugénie will ihre Freiheit nicht aufgeben und hegt keinerlei Absichten, Dodin zu heiraten. So beschließt der verliebte Koch zum ersten Mal nicht mit, sondern für seine Angebetete zu kochen …

Neben der bezaubernden Juliette Binoche und dem französischen Schauspielstar Benoît Magimel beeindrucken vor allem die kulinarischen Kunstwerke – kreiert von niemand Geringerem als Sternekoch Pierre Gagnaire (14 Michelin-Sterne).

Cosima Lutz, Filmdienst 2023:
„Geliebte Köchin“ geht für Frankreich ins Rennen um eine „Oscar“-Nominierung als Bester internationaler Film. Vielleicht entgeht der Jury ja nicht, wie politisch der scheinbar unpolitische Film ist. Denn der Perspektivwechsel, den „Geliebte Köchin“ so höflich wie verführerisch anbietet, hat untergründig ebenso viel mit den jüngsten Bauernprotesten wie mit der institutionellen Geringschätzung des Kinos als Kunst zu tun. Unser Verhältnis zu den Dingen hat in den letzten Jahrzehnten Schaden genommen; der „Verbraucher“ wurde gegen den „Erzeuger“ in Stellung gebracht und die Ware dazwischen zerrieben, anstatt alle als miteinander verbundene Teile einer nährenden Herrlichkeit zu sehen. Von der Erde des Ackers im ersten Bild bis zu den am liebsten vom Essen handelnden Konversationen eines Freundeskreises ist hier alles eins. In diesem utopischen Labor ist immer genug für alle da, und trotzdem wird nicht geprasst, sondern alles geliebt und gewürdigt, mit einem leisen Seufzer. 

Der Film läuft auch am Mi 13.03. | 19:30 Uhr im Kronenkino Zittau.

Filmkritik: Geliebte Köchin

(Gaby Sikorski, Programmkino.de)

Mit „Geliebte Köchin“ kommt der vielleicht kulinarischste Film aller Zeiten in die Kinos: außergewöhnlich geschmackvoll, üppig und appetitanregend in seiner Bildsprache, und zusätzlich geht es auch inhaltlich um die Essenz der Kulinarik – ums Kochen, ums Essen, um den Genuss und um die Liebe. Ganz großes Koch-Kino also mit der wunderbaren Juliette Binoche in der Hauptrolle.

Wenn Mann und Frau gemeinsam in der Küche stehen, geht es nicht immer harmonisch zu. Doch in der riesigen Küche des Landhauses von Feinschmecker Dodin Bouffant (Benoît Magimel) ist kein böses Wort zu hören, wenn die Köchin Eugenie (Juliette Binoche) mit seiner Hilfe die köstlichsten Gerichte zubereitet. Das liegt nicht nur daran, dass die Beiden kulinarisch auf einer Wellenlänge liegen, sie sind darüber hinaus seit vielen Jahren auch ein Liebespaar. Das ist für die damalige Zeit – der Film spielt im ausgehenden 19. Jahrhundert – ziemlich überraschend, und ebenso überraschend ist es, dass Eugenie seit Jahren Dodins Heiratsanträge freundlich, aber bestimmt ablehnt. Aber Dodin lässt nicht locker, und wer weiß … vielleicht wird sie ja eines Tages zustimmen?

Vor dem Hintergrund dieser spannenden Liebesgeschichte veranstaltet Regisseur Trần Anh Hùng ein Feinschmecker-Happening, das seinesgleichen sucht. Wer nicht gerade als Asket durchs Leben wandert, schaut fasziniert und erstaunt zu, wie diese vom guten Essen besessenen Menschen einfache und komplizierte Gerichte ersinnen, zubereiten und mit größtmöglichem Genuss verzehren. Dabei spielen die frischen Zutaten eine ganz besondere Rolle, Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, frischer Fisch direkt aus dem See – sie zeigen eine wunderschöne Vielfalt der saisonalen und regionalen Kochkunst ebenso wie Eugenies und Dodins Verbundenheit mit den Geschenken der Natur. Die von Sternekoch Pierre Gagnaire extra für diesen Film kreierten Gerichte sind traumhaft schön anzusehen und könnten theoretisch sogar einigen Schauspielern Konkurrenz machen. Doch vor Juliette Binoches Schauspielkunst müssen Gagnaires Gourmandisen kapitulieren: Gegen die Zärtlichkeit, mit der sie Fisch, Fleisch, Gemüse und ihren Lebensgefährten behandelt, haben sie keine Chance. Dabei wird Benoît Magimel zu ihrem kongenialen Partner, der vor allem im letzten Drittel des Films brillieren darf.

Trần Anh Hùng hat mit „Geliebte Köchin“ eine einzigartige Hymne an die Liebe und an die Lebenslust gedreht. Er zelebriert nicht nur das Handwerk des Kochens, der Nahrungsmittelzubereitung als wichtigen Bestandteil des täglichen Lebens, und das Essen als Symbol für Nähe und Verbundenheit, sondern er spürt auch den Wurzeln des Menschseins nach, er sucht und findet Ursachen und Symptome für Liebe, Trennung und Schmerz. Und er formt daraus ein ungewöhnliches und sehr beeindruckendes Porträt der bürgerlichen Gesellschaft im Frankreich des 19. Jahrhunderts – ein wunderbar liebevoller Film voller Zärtlichkeit und sanfter Leidenschaft.

Kleiner Tipp: Auf keinen Fall sollte man sich diesen Film auf nüchternen Magen anschauen. Vor der Vorstellung einen kleinen, feinen Imbiss nehmen, und sich nach dem Film etwas richtig Gutes gönnen, am besten mit jemandem, den man liebt.