Augen&Schmaus: Die Witwe Clicquot
Kneipe offen ab 18 Uhr
USA 23, R: Thomas Napper, FSK: 12, 89 min
Kneipe mit kleinem Speisenangebot ab 18 Uhr
Die französische Provinz Champagne im frühen 19. Jahrhundert: Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin (Haley Bennett) mit nur 27 Jahren die Leitung der familieneigenen Weinkellerei – ein gewagter Schritt zu einer Zeit, in der für Frauen kein Platz in der Geschäftswelt vorgesehen war. Mit Entschlossenheit und Leidenschaft manövriert die Witwe Clicquot das Unternehmen durch turbulente Zeiten, legt mit ihren Innovationen den Grundstein für die moderne Champagnerherstellung und avanciert mit dem exklusiven Schaumwein ihres Hauses zur „Grande Dame der Champagne“.
In dem eindrucksvollen Frauenporträt, das auf dem New-York-Times-Bestseller der Kunsthistorikerin Tilar J. Mazzeo basiert, beleuchtet Thomas Napper das Leben von Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin, die als junge Witwe den Konventionen einer patriarchalischen Gesellschaft trotzte und zu einer der erfolgreichsten Unternehmerinnen aufstieg.
Als genussvolle Einstimmung auf das bewegende Filmerlebnis servieren wir erlesene Weine aus einem privaten ungarischen Weingut, exquisiten Käse und frisches Brot.
Der Film läuft auch am Mi 05.03. | 19:30 Uhr im Kronenkino Zittau.
Pressestimmen zum Film
Wenn Wein auf Leinwand trifft: „Die Witwe Clicquot“
Von Linda Carstensen / falstaff.com
Ein prickelndes Porträt weiblichen Unternehmergeists. Im historischen Drama „Die Witwe Clicquot“ verkörpert Haley Bennett die legendäre Champagner-Unternehmerin Barbe-Nicole Clicquot. Als junge Witwe baute sie im napoleonischen Frankreich ein Weinimperium auf.
Der Film erzählt die faszinierende Geschichte von Barbe-Nicole Clicquot, gespielt von Haley Bennett, die als 27-jährige Witwe im frühen 19. Jahrhundert das Champagnerhaus ihres verstorbenen Mannes übernahm und zu einem der erfolgreichsten Unternehmen ihrer Zeit führte.
Regie und Kamera
Regisseur Thomas Napper gelingt es, die Atmosphäre des napoleonischen Frankreichs eindrucksvoll einzufangen. Die Kameraführung von Caroline Champetier fokussiert sich auf die malerischen Weinberge der Champagne und die historischen Kellereien von Reims. Besonders die Szenen der Weinherstellung sind mit viel Liebe zum Detail inszeniert. Bedauerlicherweise werden die innovativen Methoden, die Barbe-Nicole in der Champagnerproduktion einführte, im Film nur am Rande erwähnt. Ihre Erfindung des Rüttelverfahrens (remuage), eine revolutionäre Technik zur Klärung des Champagners, hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.
Haley Bennett verkörpert die Titelheldin mit einer beeindruckenden Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke. Sie macht die innere Transformation von der unerfahrenen Witwe zur selbstbewussten Geschäftsfrau glaubhaft und nuanciert spürbar. In den Momenten, in denen sie sich gegen die männerdominierte Geschäftswelt behaupten muss, brilliert Bennett mit subtiler Mimik und präzise gesetzten emotionalen Ausbrüchen.
Die Handlung
Das Drehbuch von Erin Dignam konzentriert sich stark auf die geschäftlichen Herausforderungen und die persönliche Entwicklung der Protagonistin. Dabei gelingt es ihm, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu vermitteln, ohne dabei die emotionale Ebene zu vernachlässigen. Die Parallelhandlung um eine sich anbahnende Romanze wirkt hingegen etwas aufgesetzt und hätte subtiler eingewoben werden können.
Der Film spielt auf zwei Zeitebenen: Rückblenden ab 1799 und die Haupthandlung ab 1806. Diese Struktur ermöglicht es, die romantisch-dramatische Beziehung zwischen Barbe-Nicole und François Cilcquot intensiv zu beleuchten. Der Film konzentriert sich stark auf diese romantischen Momente und die Rückblenden ihrer Beziehung. Während die Liebesgeschichte detailliert dargestellt wird, wird Barbe-Nicoles Aufstieg als Geschäftsfrau oft auf Klischees reduziert. Beispielsweise kann sie sich nicht persönlich um ihre Tochter kümmern, was als notwendiges Opfer für den geschäftlichen Erfolg dargestellt wird. Die Darstellung ihrer unternehmerischen Entwicklung hätte differenzierter ausfallen können, um der Komplexität ihrer Leistungen gerecht zu werden.
Kostüme und Soundtrack
Besonders hervorzuheben ist die Ausstattung des Films. Die Kostüme von Colleen Atwood sind ein Fest für die Augen und spiegeln perfekt den Übergang vom revolutionären zum napoleonischen Zeitalter wider. Auch die Kulissen und das Production Design schaffen eine überzeugende historische Atmosphäre. Der Soundtrack von Bryce Dessner unterstreicht geschickt die dramatischen Momente, ohne dabei aufdringlich zu werden. Besonders gelungen sind die leiseren Passagen, die die kontemplativeren Momente der Protagonistin begleiten.
Fazit
„Die Witwe Clicquot“ ist ein elegantes und fesselndes Historiendrama, das durch starke Hauptdarstellung, authentische Ausstattung und relevante Thematik überzeugt. Die grösste Stärke des Films liegt in seiner Fähigkeit, eine historische Erfolgsgeschichte für ein modernes Publikum relevant zu machen. Die Themen weibliches Unternehmertum und der Kampf gegen gesellschaftliche Vorurteile sind heute so aktuell wie damals. Dabei vermeidet der Film weitgehend plakative Modernisierungen und lässt stattdessen die Handlungen und Entscheidungen der Charaktere für sich sprechen. Der Film schafft es, sowohl zu unterhalten als auch zum Nachdenken anzuregen, auch wenn er nicht alle Möglichkeiten seiner faszinierenden Protagonistin ausschöpft.
Die Witwe Clicquot
Von Peter Gutting / filmrezensionen.de
Auch wer sich keinen Champagner leisten mag, hat wahrscheinlich schon einmal von der Marke „Veuve Clicquot“ gehört. Nicht allen ist dabei bewusst, dass das französische „Veuve“ Witwe bedeutet. Wer also war die Frau, die dem heutigen Imperium ihre Trauer lieh? Der englische Regisseur Thomas Napper erzählt nun ihre Geschichte, basierend auf dem 2008 erstmals erschienenen Buch der amerikanischen Kunsthistorikerin und Weinfachfrau Tilar J. Mazzeo. Die Handlung dreht sich um die schon mehrfach in Historienfilmen thematisierte Emanzipation einer unerschrockenen Frau gegen alle Widerstände. Aber sie schließt zugleich das ebenso vielschichtige wie zärtliche Porträt der 1777 geborenen Barbe-Nicole Ponsardin (Haley Bennett) ein, die mit 20 den jungen François Clicquot (Tom Sturridge) heiratete. Der Ehemann verstarb früh, und mit nur 27 Jahren stand die junge Frau vor der Entscheidung, das Erbe weiter zu führen. Oder sich den zahlreichen und äußerst hartnäckigen Gegnern zu beugen. Denn die waren der Meinung, eine Frau sei niemals in der Lage, ein Unternehmen zu leiten.
Singen für starke Reben
Sonnenaufgang über den Weinbergen der Champagne. François zeigt seiner großen Liebe erstmals sein Reich: die bis zum Horizont reichenden Reben, denen er schon als kleiner Junge etwas vorgesungen hat, um sie stark und kräftig zu machen. François ist ein schwärmerischer junger Mann, inspiriert von Gedichten und den Idealen der Aufklärung, die wenige Jahre zuvor in der Französischen Revolution Wirklichkeit wurden – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Schon nach wenigen Sekunden der Schnitt – und ein größtmöglicher Gegensatz. Tränen laufen Barbe-Nicole über die Wangen, als ihre Zofe sie nach dem Aufstehen waschen und ankleiden will. Es ist der Tag der Beerdigung.
Die Witwe Clicquot lebt von Gegensätzen, aber vor allem von deren Verschmelzung. Drehbuchautor Erin Dignam und Regisseur Thomas Napper siedeln die Handlung auf zwei Zeitebenen an. Rückblenden erzählen ab 1799 von der äußerst romantischen Zweisamkeit, einer gleichberechtigten Partnerschaft auf Augenhöhe, die jedoch unter die Räder gerät, als der sensible François vor Konflikten mit seinem Vater Philippe (Ben Miles), dem Gründer des Champagnerhauses, in eine Drogensucht flüchtet. Die gegenwärtige Handlung beginnt mit François‘ Tod im Jahr 1806 und blättert die vielen Widerstände auf, gegen die sich die junge Witwe stemmen muss, angefangen von Missernten über politisch motivierte Exportverbote bis hin zu schieren Unglückfällen wie dem Verlust der Ware auf dem Weg nach Amsterdam. Wie sich beide Erzählstränge ineinanderschlingen, wie Trauer, Erinnerung und aktuelle Nöte zu einem einzigen Gedanken- und Bilderstrom verschmelzen – das hebt die hochemotionalen, wie von innen her beleuchteten Einstellungen (Kamera: Caroline Champetier) über die gängigen Konventionen von Filmbiografien hinaus.
Durchsetzungsstarke Romantikerin
In seiner Machart ist Die Witwe Clicquot vor allem etwas für Romantiker. Kerzenlicht schmeichelt den Gesichtern, die Kamera scheint die Charaktere regelrecht zu umgarnen, vor allem, als mit dem Weinhändler Louis Bohne (Sam Riley) ein neuer Mann in Barbe-Nicoles Leben tritt. Während die „echte“ Witwe Clicquot energisch und durchsetzungsstark gewesen sein muss, stattet Haley Bennett (Swallow, 2019), die auch als Mitproduzentin fungiert, ihre Figur zugleich mit einer zerbrechlichen Sanftheit aus. Nur selten erhebt sie ihre Stimme, um ihre innovativen, auf Spitzenqualität gerichteten Experimente zu begründen. Meist spricht sie bestimmt, aber freundlich mit ihren Gegnern. Und zuweilen äußert sie sich sogar so verträumt wie ihr verstorbener Mann, etwa wenn sie die Suche nach einem unverwechselbaren Charakter der Trauben damit rechtfertigt, dass sie den Trinkenden das Gefühl geben möchte, mitten in genau diesem Weinberg zu stehen, auf diesem paradiesischen Fleckchen Erde nahe Verzy.
Während sich der Film mit Recht auf die Schwärmereien der Frühromantik einlässt und so die Gefühlslücken füllt, die in historischen Dokumenten wie Firmenunterlagen naturgemäß keinen Platz haben, gibt er sich zugleich entschieden modern. Das wird vor allem in der beeindruckenden Schlussszene deutlich, in der Haley Bennett direkt in die Kamera und somit zu uns Zuschauern blickt. Ihre Figur muss sich da vor Gericht dafür rechtfertigen, ein Unternehmen zu führen. Und sie erklärt der versammelten Öffentlichkeit, warum sie ihren eigenen Weg nicht in der Weise gehen will, dass sie sich an die Vorgaben der Männer anpasst und als Chefin eines Unternehmens wie ein Mann agiert. Sondern dass sie darauf besteht, eine Frau bleiben zu dürfen, selbst in einer Position wie der ihren. In diesem Moment mag man sich mitten in eine heutige Debatte um Gleichberechtigung und Feminismus versetzt fühlen.
Fazit
„Die Witwe Clicquot“ erzählt von der beeindruckenden Lebensleistung von Barbe-Nicole Clicquot, die mit nur 27 Jahren an die Spitze der noch heute berühmten Champagnermarke trat. Und das in einer Zeit, die Frauen den Geschäftsgeist komplett absprach. Thomas Napper hat ihre Erfolge und Niederlagen höchst romantisch verfilmt.