Kino / Nachlese

Das Blau des Kaftans

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F/M/B/DK 22, R: Maryam Touzani, FSK: 12, 118 min
Ausgezeichnet auf den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis der internationalen Filmkritik

Augen & Schmaus: Ab 18 Uhr marokkanische Küche!

Halim und Mina betreiben eine traditionelle Schneiderei in der Altstadt von Salé, einer der ursprünglichsten in Marokko. Fachkräftemangel, Krankheit und die Folgen einer maschinengetriebenen Textilwirtschaft bringen die kleine Schneiderwerkstatt für kunstvoll und traditionell genähte Kaftane in Existenznöte. Die Handwerkskunst ist am Aussterben, viele Kundinnen wissen die hochwertige Arbeit nicht mehr zu schätzen und werden unwirsch, wenn es nicht schnell genug geht. Halim, der die Kunst von seinem Vater gelernt hat, näht noch jeden Stich von Hand, seine Kaftane sollen, wie er selbst sagt, „der Zeit standhalten“. Aber dies ist nur das von außen Sichtbare, und wie von einem Kaftan vor fremden Blicken verhüllt, gibt es im Innern der langjährigen Ehe der beiden Betreiber ein Geheimnis.

Dem Film von Maryam Touzani ist alles Kämpferische und Scharfe fremd. Seine Gesten sind groß, aber ohne Pathos. Alles vollzieht sich mit der Behutsamkeit eines von Hand gesetzten Stichs. (Tagesspiegel)

Seit jeher verbergen Halim und Mina vor der Außenwelt, dass Halim eigentlich homosexuell ist – und er hat gelernt, seine Neigung zu verheimlichen. Um den Anforderungen der anspruchsvollen Kundschaft gerecht zu werden, heuern sie einen talentierten jungen Mann namens Youssef als Lehrling an. Mit der Zeit jedoch bemerkt Mina, wie sehr die Anwesenheit Youssefs ihren Mann berührt und er sich zu ihm hingezogen zu fühlen scheint … Als Mina an Krebs erkrankt, gerät das bislang bestehende, sensible Gleichgewicht ins Wanken.

In ihrer unnachahmlichen, feinsinnigen Art blättert Maryam Touzani das Verhältnis der beiden Partner auf und wie sie damit umgehen, dass der neue begabte Lehrling dem Geschäft nicht nur fachlich guttut, sondern es auch auf emotionaler Ebene zu Veränderungen kommt. Der marokkanischen Regisseurin ist nach ihrem vielfach preisgekrönten Spielfilmdebüt „Adam“ nun erneut ein starkes Drei-Personen-Stück gelungen, dass optisch farbenfroh und inhaltlich dezent von homosexuellen Neigungen in einer Welt erzählt, die diese offiziell nicht duldet. 

„Das Blau des Kaftans“  ist eine mit sparsamen Dialogen, einer sorgfältigen Kamera und überragenden Darstellern erzählte Dreiecksgeschichte, die inmitten einer von patriarchalen Dogmen reglementierten Gesellschaft eine unkonventionelle Form menschlichen Miteinanders auslotet. Das soziale Thema des Verhüllens und Offenbarens verschränkt sich dabei so klug wie sinnlich mit dem Stofflichen der kleinen Handwerkswelt und der Liebe zu einem alten Beruf.