Kino / Nachlese

Der Junge und der Reiher

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J 23, R: Hayao Miyazaki, FSK: 12, 124 min
Golden Globe und Oscar für den besten Animationsfilm

Erstmals zeigen wir in der Kulturfabrik einen abendfüllenden Animationsfilm – das vielleicht letzte Werk des großen japanischen Animationskünstlers und Meisterregisseurs Hayao Miyazaki (u.a. Das wandelnde Schloss, Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland).

Während eines Luftangriffs auf Tokio im Pazifikkrieg 1943 kommt die Mutter des jungen Mahiko Hisako Maki ums Leben. Mahikos verwitweter Vater, der eine Munitionsfabrik leitet, heiratet daraufhin Natsuko, die jüngere Schwester seiner verstorbenen Frau. Der Zwölfjährige Mahiko findet sich nur schwer mit dem Verlust seiner Mutter und den neuen Familienverhältnissen zurecht. Als der Junge auf einen mysteriösen Graureiher trifft und das Buch „Kimitachi wa Dō Ikiru ka“ findet, eine Hinterlassenschaft seiner Mutter an ihn, keimt in Mahiko die Hoffnung auf, dass diese möglicherweise doch noch leben könnte. Auf den Spuren des Graureihers betritt der Junge einen Turm inmitten eines Waldes und findet sich plötzlich in einem magischen Abenteuer an der Seite von einigen verrückten neuen Freunden und konfrontiert mit großen Gefahren wieder.

»Ein liebevoller, weiser, spannender und wunderschöner Film – ein Wunderwerk« – Salzburger Nachrichten

Das einfühlsame, hintergründige und teilweise auch düstere Anime widmet sich ganz der gequälten Seelenwelt eines vom Verlust gezeichneten Jungen. Mit beeindruckenden handgezeichneten Animationen und grenzenloser Fabulierlust entwirft der Film ein faszinierend rätselhaftes Reich, in dem der Protagonist mit seiner eigenen Wirkungsmacht konfrontiert wird.

Eine autobiografisch inspirierte, mitreißende Fantasie über Leben und Tod und eine große Hommage an die Freundschaft.

»In seinem wohl letzten Film stellt sich Hayao Miyazaki den ganz großen Fragen: Wie lebt ihr, wie geht ihr mit den Verlusten um, die sich in jedem Moment eures Lebens ereignen und die sich, je älter ihr werdet, immer höher auftürmen? Seid ihr bereit, diese Verluste zu überwinden – und seid ihr bereit, das, was ihr verloren habt, zugleich als einen Teil eures Lebens bis zum Ende aufzubewahren?« – Die Zeit

Der Film läuft auch am Mi 03.04. | 19:30 Uhr im Kronenkino Zittau.

Pressestimmen: Der Junge und der Reiher

»Eine Offenbarung: künstlerisch gewagt und dabei überaus persönlich …Miyazaki erzählt von Freundschaft, Mut und Mitgefühl und zeigt, was für ein Glücksfall es sein kann, in fremde Welten zu stürzen: Man trifft dort auf die absonderlichsten Wesen – und auf sich selbst.« – Der Spiegel

»In seinem wohl letzten Film stellt sich Hayao Miyazaki den ganz großen Fragen: Wie lebt ihr, wie geht ihr mit den Verlusten um, die sich in jedem Moment eures Lebens ereignen und die sich, je älter ihr werdet, immer höher auftürmen? Seid ihr bereit, diese Verluste zu überwinden – und seid ihr bereit, das, was ihr verloren habt, zugleich als einen Teil eures Lebens bis zum Ende aufzubewahren?«– Die Zeit

»Ein Meisterwerk, das rührt und noch mehr erstaunt und dabei großen Spaß macht.« – FM4

»Ein liebevoller, weiser, spannender und wunderschöner Film – ein Wunderwerk« – Salzburger Nachrichten

»Einer der schönsten Filme, die je gezeichnet wurden.« – Indiewire

»Voller atemberaubender Bilder.« – Screen Daily

»Ein einzigartiges Kunstwerk.« – Hollywood Reporter

»Hayao Miyazakis Spielfilm auf der großen Leinwand zu sehen, bedeutet, eine Welt der Wunder zu erleben, die es so noch nie gab.« – Los Angeles Times

»Einer der großen Verzauberer des Kinos.« – The New York Times

»Es gibt einen Moment, in dem einen die Schönheit auf eine Weise berührt, die man nicht beschreiben kann. Miyazaki hat diese Kraft.« – Guillermo Del Toro

»Der GOTT unter den Animationsfilmern« The Guardian

»Der beste Animationsfilmemacher der Geschichte« – Roger Ebert

»Und also gehen uns die Augen über und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus – ein fulminantes letztes Werk.« – RAY

»Fantasievoll, bezaubernd, emotional und wunderschön.« – Outnow


Filmkritik: „Der Junge und der Reiher“
Abschiedsgruß eines großen Kino-Philosophen

Der 83 Jahre alte japanische Meisterregisseur Hayao Miyazaki schuf Animationsfilme wie „Chihiros Reise ins Zauberland“. Nun erzählt er die Geschichte eines Waisenkinds als psychedelischen Traum. Was den Film so zauberhaft macht.

Von Philipp Holstein, Rheinische Post

Natürlich wird es in diesem Text auch um die Handlung des Films „Der Junge und der Reiher“ gehen, aber sie ist nicht das Wichtigste an diesem Kunstwerk. Man muss vor allem über die Wirkung sprechen, die zwei Stunden im Kino haben können. Über das Gefühl, mit dem man den Saal verlässt. Es lässt sich am ehesten als ein angenehmer Druck zwischen Brust und Bauch beschreiben und als das Bedürfnis, gleichzeitig zu lächeln und zu seufzen. Die Engländer haben einen guten Begriff dafür: happy to be sad.

„Der Junge und der Reiher“ ist ein Animationsfilm, und geschaffen hat ihn der 83 Jahre alte japanische Meisterregisseur Hayao Miyazaki. Wer den Namen noch nicht gehört hat, dürfte dennoch die Titel seiner berühmtesten Produktionen kennen: „Das wandelnde Schloss“ etwa, „Prinzessin Mononoke“ oder der mit dem Oscar ausgezeichnete Film „Chihiros Reise ins Zauberland“. Miyazaki gilt in seiner Heimat als Nationalkünstler, er hatte in den 1970er Jahren an der Anime-Adaption von „Heidi“ mitgewirkt und 1985 das legendäre Produktionsstudio Ghibli gegründet. Dessen Produktionen kommen weitgehend ohne digitale Zeichnungen aus, das lässt sie so warmherzig erscheinen und zärtlich. Vor zehn Jahren brachte Miyazaki seinen letzten Film ins Kino: „Wie der Wind sich hebt“ sei sein Finale, sagte er. Und meinte es wahrscheinlich damals schon nicht ernst.

Es war noch nicht alles gesagt, es hat ihn weiter be- und gedrängt, und man merkt „Der Junge und der Reiher“ eine Beseeltheit an. Aus den Zeichnungen sprechen Weisheit und das Streben, den Mitmenschen und Nachgeborenen etwas zu hinterlassen. Rat, Weisung, Empfehlung, Liebesgruß. Die Geschichte beginnt wieder mal mit einem schwer belasteten Kind. Mahito verliert seine Mutter beim Brand eines Krankenhauses in Tokio. Der Zweite Weltkrieg schränkt das Leben ein, und Mahito zieht mit seinem Vater, einem Flugzeug-Bauer, aufs Land. Dort erwartet der Vater mit der Schwester seiner verstorbenen Frau ein Kind, und Mahito fühlt sich ungeliebt, missverstanden, einsam, überzählig.

Die Verfasstheit des Zwölfjährigen spiegelt Miyazaki in unglaublich schönen Tableaus. Der Junge durchschreitet wuchernde Gärten, krabbelt durch Gänge und Höhlen, watet durch hüfthoch sich wiegendes Gras, wird von Sittichen umschwirrt und vom Himmel beschirmt. Als ein Graureiher zu sprechen beginnt und verspricht, ihn zu seiner Mutter zu führen, beginnt die Reise in ein mythengeschwängertes Utopia zwischen Fantasy und Psychedelik.

Wer sich auf dieses Ereignis einlässt, wird bald nicht mehr nach Logik und Folgerichtigkeit fragen. Man sollte sich dem Rausch der Bilder ergeben, die sich ständig wandeln, dem Blick immerzu etwas Neues bieten, in Bewegung bleiben. Man spürt sie, man fühlt sie. Es ist ein bisschen wie Hermann Hesse lesen.

„Wie lebt ihr?“ lautet die Übersetzung des Originaltitels. Es gibt einen in Japan sehr populären philosophischen Jugendroman aus dem Jahr 1937, der ebenso heißt. Hayao Miyazaki verknüpft dessen Handlung mit autobiografischen Elementen und Erinnerungen. Da ist etwa die Szene, in der der Halbwaise ein Marmeladen-Brot geschmiert bekommt und reinbeißt, und sie ist so intensiv, dass sie nur von der eigenen Vorliebe des Regisseurs künden kann.

„Der Junge und der Reiher“ ist ein Film darüber, wie man nach einem existenziellen Verlust mit dem größtmöglichen Schmerz weiterleben kann, wie man damit klarkommen kann, kein Kind mehr zu sein. Er singt das Loblied auf zufällige Begegnungen mit Menschen und Tieren, auf die Liebe zur Natur und zur Einfachheit, und er zeugt vom Glauben an eine andere Welt, die außerhalb des Rationalen liegt und von guten Geistern bevölkert ist.

Dass man am Ende meint, tatsächlich eine Vorstellung von einem bisher lediglich erahnten jenseitigen Einflussbereich bekommen zu haben, ist das Verdienst dieses Films. Wie lebt ihr? Lachend, seufzend. Immer beides zugleich.