Der Salzpfad
GB 24, R: Marianne Elliott, FSK: 6, 116 min
Kneipe mit kleinem Speisenangebot ab 18 Uhr
Moth und Raynor stehen vor dem Nichts: Ihr Haus, ihr Vermögen und Moths Gesundheit sind verloren. Mit nur einem Rucksack und einem kleinen Zelt begeben sie sich auf eine mutige Reise entlang des South West Coast Path, Englands berühmtem Küstenwanderweg. Ohne festen Wohnsitz wird der jeweilige Ort, an dem sie ihr Lager aufschlagen, ihr neues Zuhause – ein Wagnis, das ihr Leben für immer verändert.
Abenteuerfilm, Roadmovie, Romanze – die Adaption des autobiografischen Bestsellers von Raynor Winn ist ein starker, berührender Film über Verlust, Liebe und die heilende Kraft der Natur.
Der Film läuft auch am Mi 08.10. | 19:30 Uhr im Kronenkino Zittau.
Pressestimmen zum Film
Der Salzpfad
Peter Osteried, Programmkino.de
Es ist eine wahre Geschichte, die hier erzählt wird. Eine von einem älteren Ehepaar, das entlang der britischen Küste wanderte. Nicht, weil die zwei es wollten, sondern weil ihnen nichts mehr blieb. Was Raynor Winn sich während dieser monatelangen Wanderung notierte, fasste sie später zu einem Buch zusammen, das unerwartet zum Bestseller avancierte.
Raynor und Moth Winn sind auf dem South West Coast Path unterwegs, dem längsten ununterbrochenen Wanderweg in England, der von Minehead nach Poole entlang der Küste von Devon, Cornwall und Dorset bis nach London führt. Sie haben sich für diese Wanderung entschlossen, weil ihnen nichts mehr blieb. Die Winns haben ihr Haus verloren, sie müssen von 40 Pfund in der Woche leben und so machen sie sich auf den Weg. Einen Weg, der beschwerlich ist, der aber Moth, der gesundheitlich angeschlagen ist, tatsächlich zur Besserung verhilft…
Leichte Dreharbeiten waren dies für Gillian Anderson und Jason Isaacs sicher nicht. Klar, ihnen erging es besser als den Raynors, die sie darstellen, aber sie waren bei Wind und Wetter draußen, immer unterwegs, die Hügel rauf und runter. Die Anstrengungen sieht man beiden auch an. Das lässt „Der Salzpfad“ so erleb- und spürbar werden. Der Film strahlt eine immense Authentizität aus, eingerahmt von der schroffen Schönheit der englischen Küste.
Filme, in denen Figuren sich auf Wanderung begeben, um etwas zu verarbeiten oder mit sich ins Reine zu kommen, gibt es viele. Dieser hat den Vorteil, dass er eine wahre Geschichte erzählt. Und: Er erzählt nicht davon, dass Menschen sich einfach auf Wanderschaft begeben, weil es sie dazu treibt, sondern weil sie in ihrer Obdachlosigkeit im Grunde gar keine Wahl mehr haben. Das Leben im Zelt ist schließlich umsonst.
Es wäre leicht, eine Geschichte wie diese romantisierend darzustellen. Weil Wandern eben nicht Wandern ist, weil Kilometer um Kilometer, Tag um Tag mit Schmerz und Leid und Entbehrungen verbunden ist. Dies ist kein Urlaub, dies ist nacktes Überleben, heruntergebrochen auf das Mindestmaß dessen, was man als Mensch braucht: ein Dach über den Kopf (und sei es nur ein Zelt) und etwas zu essen. Und selbst da macht der Film keine Kompromisse. Er zeigt, wie beschwerlich das Schlafen im Zelt ist, wie die Kälte sich anschleicht. Aber er zeigt auch, von wie wenig die Raynors überleben müssen. Bisweilen ist es deprimierend, dem Ehepaar zuzusehen, und dann auch wieder inspirierend, weil sie zeigen, zu welcher Anpassung der Mensch fähig ist. Dass man sich an alles gewöhnen kann, dass kaum etwas im Leben wirklich wichtig ist, außer der Mensch, der einem wirklich nahesteht.
Auf ihrer Reise begegnen die Raynors den unterschiedlichsten Menschen. Es sind Zufallsbegegnungen, mit Gesprächen, die irrelevant erscheinen, die aber umso mehr Bedeutung erlangen, je länger die Wanderung geht. Weil die Interaktion mit der Normalität, wenn man das so nennen will, auch so etwas wie ein Anker für die Hauptfiguren ist. Sie haben alles verloren, aber sie geben nicht auf. Am Ende hat es sich gelohnt, wie sich im Text am Ende des Films nachlesen lässt. Und: Die Raynors wandern noch immer, weil das Wandern ihr Leben verändert und bereichert hat.
Der Salzpfad
Cinema
Nach harten Schicksalsschlägen sucht ein Ehepaar nach Orientierung – und begibt sich auf einen 1000 Kilometer langen Weg an der englischen Küste.
Das Leben meint es gerade nicht gut mit Raynor (Gillian Anderson) und Moth (Jason Isaacs): Erst verlieren sie ihr kleines Haus an die Bank, dann erhält er eine niederschmetternde ärztlich Diagnose. In ihrer Not entscheiden sich die beiden, einen lang gehegten Traum in die Tat umzusetzen: eine 1000 Kilometer lange Wanderung an Englands Südwestküste – den Salzpfad entlang. Mit einer Campingausrüstung und ihren letzten Geldreserven machen sich die beiden auf den Weg – mit ungewissem Ziel, was ihr weiteres gemeinsames Leben betrifft
… „Der Salzpfad“ basiert auf dem gleichnamigen Erfahrungsbericht von Raynor Winn. Wahre Geschichten entwickeln im Kino oft einen ganz eigenen Sog, weil man weiß, dass die Ereignisse auf der Leinwand nicht von einem Drehbuchautor erdacht wurden, sondern so oder ähnlich wirklich passiert sind. Das gilt auch für das Kinodebüt von Marianne Elliot, die bislang nur fürs Theater gearbeitet hat. Der Film verzichtet auf dramaturgische Sprünge und entwickelt seine Geschichte auf harmonische Weise und mit großer Wahrhaftigkeit – was auch ein Verdienst der Darsteller ist. Gillian Anderson („Akte X“) spielt Raynor ebenso fragil wie kraftvoll und lässt den Zuschauer auch ohne viele Worte tief in ihre Seele blicken.
An ihrer Seite beweist Jason Isaacs („Harry Potter“), dass er nicht nur den Bösewicht vom Dienst spielen kann. Seine Darstellung wird von leisem Humor getragen, ohne die Figur ihrer Würde zu berauben. Die erneute Annäherung an seine Frau spielt Isaacs so fein, dass man emotional stets an seiner Seite ist. Dabei vermeidet die Inszenierung die gängigen Klischees von Sinnnsuche und Selbstfindung. Dazu sind Anderson und Isaacs einfach viel zu grummelig, kantig und lebensecht. Nur in der Bildgestaltung konnte Marianne Elliott dem Reiz der Landschaft nicht widerstehen. Den Weg des Paares zurück in ein neues Leben setzt sie mitunter etwas zu kitschig als Postkartenidylle in Szene, die es nicht unbedingt gebraucht hätte.