Kino / Nachlese

DIE PREISTRÄGER DES 22. NEISSE FILMFESTIVALS

 

Neiße-Fisch: Bester Spielfilm
„Ungeduld des Herzens“ (Regie: Lauro Cress)

Laudatio der Jury: „Den Preis für den besten Spielfilm verleihen wir einem Werk, das uns die Teilnahme an einem zutiefst bewegenden und beinahe mystischen Prozess der Suche nach Zugehörigkeit ermöglicht. Mit außergewöhnlicher Zärtlichkeit und psychologischer Tiefenschärfe führt uns dieser Film durch eine fein nuancierte Erzählung über die Entschlüsselung des Geheimnisses menschlicher Identität. Es ist ein Werk, das keine einfachen Antworten bietet, sondern Raum für die Reflexion darüber öffnet, wer wir sind und wo unser wahrer Platz im Leben liegt.“


Neiße-Fisch: Beste darstellerische Leistung
Giulio Brizzi für „Ungeduld des Herzens“ (Regie: Lauro Cress)

Laudatio der Jury: „Der Preis für die beste schauspielerische Leistung geht an Giulio Rizzi. Vom ersten bis zum letzten Moment entfaltet er eine geheimnisvolle, beinahe magnetische Präsenz, die uns in ihren Bann zieht und uns nicht mehr loslässt. Szene für Szene spüren wir den innersten Druck seiner Figur: die Suche nach Zugehörigkeit, nach Identität. Mit subtiler Kraft, tiefem Ausdruck und berührender Zärtlichkeit gewährt er uns Einblick in sein inneres Ringen, das den Film trägt und duchdringt. Herzlichen Glückwunsch, Giulio Rizzi!“


Neiße-Fisch: Bestes Szenenbild
„Mord“ (Regie: Adam Martinec)

Laudatio der Jury: „Den Preis für das beste Szenenbild gewinnt ein Film, in dem sich eine elementare Familiengeschichte, die sich um das Motiv des Todes entwickelt, im begrenzten Bereich eines verfallenden Hofs und seiner Umgebung abspielt – eines Ortes, der die Protagonisten zusammenschweißt und einengt zugleich. Die Szenographie stellt einzelne Personen genauso wie angespannte und warme Beziehungen, die sie untereinander haben, durch feine Details dar. Den Preis für bestes Szenenbild geht an Aneta Grňáková für den Film Mord.“


Neiße-Fisch: Bestes Drehbuch
Maria Zbąska für „To nie mój film“ (Regie: Maria Zbąska)

Laudatio der Jury: „Der Preis für das beste Drehbuch ist unser Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber der Autorin, die eine schöne, überzeugende, wahre und zugleich poetische Metapher einer gemeinsamen Reise durch das Leben geschaffen hat. Es ist ein einzigartiges Beispiel für die unendlichen Möglichkeiten, die das Kino noch immer besitzt, und dafür, wie viele Ideen noch auf ihre Entdeckung warten. Da es eine äußerst schwierige Kunst ist, eine Geschichte zu erschaffen, die auf der Kombination von Eigenschaften wie brillantem Humor, Weisheit, Minimalismus, Beschränkung auf zwei Figuren und dem Maximalismus guter Dialoge beruht, geht der Preis für das Drehbuch an Maria Zbąska, die Autorin des Films To nie mój film.“


Eine besondere Erwähnung im Spielfilm-Wettbewerb:
„Nulpen“ (Regie: Sorina Gajewski)


Neiße-Fisch: Bester Dokumentarfilm
„Listy z Wilczej“ (Regie: Arjun Talwar)

Laudatio der Jury: „Für die sehr persönliche Filmreise des Regisseurs durch die Irrungen und Wirrungen der polnischen Gesellschaft, die subtile Beobachtung, Humor und Tragik miteinander verbindet. Der Film zieht einen von der ersten Minute an, mit ehrlichen Gesprächen mit Anwohnern und zufälligen Passanten auf einer Warschauer Straße, die sowohl Neugier und Offenheit gegenüber dem anderen Menschen, als auch die dunkelsten fremdenfeindlichen Missstände in Europa widerspiegeln.“


Eine besondere Erwähnung im Dokumentarfilm-Wettbewerb:
„Pociągi“ (Regie: Maciej J. Drygas)


Neiße-Fisch: Bester Kurzfilm
„I Died in Irpin“ (Regie: Anastasia Falileieva)

Laudatio der Jury: „Es war äußerst schwierig für uns, den Gewinnerfilm auszuwählen. Aber dieser Beitrag sprach uns an mit seiner Aufrichtigkeit, seiner Geschichte, seinem Tempo und der unglaublich schönen, vielfältigen Ausführungstechnik. Die Kurzfilm-Jury verleiht den Preis dem Film „I died in Irpin“ von Anastasia Falileieva, der uns einen einzigartigen und sehr persönlichen, fast tagebuchartigen Blick auf ein unglaublich schwieriges Ereignis bietet. Der Film sprach uns tief an und rief viele unerwarte Gefühle hervor. Er ist ein unikes, gegenwärtiges Kunstwerk, das einen Preis verdient.“


Eine besondere Erwähnung im Kurzfilm-Wettbewerb:
„Końce i początki“ (Regie: Klaudia Fortuniak)


Spezialpreis des Filmverbandes Sachsen
„Pociągi“ (Regie: Maciej J. Drygas)

Laudatio der Jury: „Die Spezialpreis-Jury wählte zwischen insgesamt neun nominierten Filme aus und auf dem Gewinner einigte sie sich eindeutig. Es handelt sich um einen sehr wertvollen Film, und zwar gleich aus mehreren Sichtweisen. Durch eine einzigartige Form der Zusammenstellung einer riesigen Menge an authentischem Archiv-Filmmaterial begleitet er den Zuschauer durch die Geschichte fast des ganzen 20. Jahrhunderts und zeigt den Weg des Menschen von der Schöpfung zur Zerstörung, von demütiger Arbeit zu industrieller Maschinerie, von Hoffnung zu Hoffnungslosigkeit. Mittels faszinierenden Bildern, die aus ganz Europa gesammelt wurden, und unterstützt von atemberaubender minimalistischer Musik taucht der den Zuschauer tief in das lästige Schicksal der Menschheit, das vielleicht gegeben ist, vielleicht aber auch nicht. Aus der Geschichte kann man lernen. Es reicht nur der Wille und die Kraft, dieses Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Dann gibt es auch Hoffnung. Der Mensch muss nur das richtige Gleis wählen und in den richtigen Zug einsteigen. Der Spezialpreis des Neiße Filmfestivals geht an „Die Züge“ des Regisseurs Maciej Drygas. Wir gratulieren!“


Preis der Jugendjury
„Rok vdovy“ (Regie: Veronika Lišková)

Laudatio der Jury: „Ganz am Anfang möchten wir etwas offensichtliches betonen, und zwar wie schwer uns die Auswahl gefallen ist. Jeder Film hat uns auf eine andere Weise angesprochen, jeder hatte seinen eigenen Stil. Am Ende haben uns jedoch zwei Filme am meisten beeindruckt. Zum einen freuen wir uns, einen authentischen, bewegenden, manchmal sogar überwältigenden Dokumentarfilm über den Alltag einer Gruppe Jungs, die in einem Pflegeheim leben, hervorzuheben – „Im Prinzip Familie“ – herzliche Gratulationen! Zurück zum Thema – welcher Film hat uns am meisten beeindruckt? Es war auf jeden Fall eine Produktion, die sich dem Zuschauer aufdrängt, weil sie die Geschichte auf sehr subtile Weise erzählt. Die Handlung zeigt die seelische Irrfahrt der Hauptfigur nach dem Verlust ihres geliebten Mannes. Vor allem die wunderbare schauspielerische Leistung von Pavla Beretova in der Rolle der Petra Srobodová hat uns beeindruckt. Bitte geben Sie einen großen Applaus für „Rok Vdovy“.“


Publikumspreise Spiel- und Dokumentarfilm

Auch die Meinung des Publikums war gefragt: Die Publikumspreise für Langfilme aus dem Programm des 22. Neiße Filmfestivals, die vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien gestiftet wurden, gingen an den deutschen Spielfilm „Wilma will mehr“ von Maren-Kea Freese und den Dokumentarfilm „Listy z Wilczej“ von Arjun Talwar.



Publikumspreis Kurzfilm

Beliebtester Kurzfilm wurde der tschechische Animationsfilm „Hurikán“ von Jan Saska. Der Preis wurde hier von der Stadt Zgorzelec gestiftet