Kino / Nachlese

Doc-Zone: Midwives
im Anschluss Sofagespräch

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CDN/D/BUR 22, R: Snow Hnin Ei Hlaing, FSK: 12, 92 min
Der Film gewann beim prestigeträchtigen Sundance Filmfestival und ist nominiert für den Independent Spirit Award.

Im Anschluss Sofagespräch in unserer Kinokneipe: „Liebevoll Menschen ins Leben begleiten – können Hebammen „Gutes gebären““?

Der Dokumentarfilm begleitet eine buddhistische Hebamme und ihre muslimische Auszubildende im Bundesstaat Rakhine in Myanmar, die ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft in einem improvisierten Krankenhaus miteinander kooperieren, während im Umfeld schwere Kämpfe zwischen Rebellen und Armee wüten. In einer Art Doppelporträt schildert der Film abwechselnd die Lebensumstände der beiden Frauen und bettet ihre Geschichten in den politischen und sozialen Kontext einer systematischen Verfolgung der muslimischen Minderheit der Rohingya, denen die beiden Frauen so gut es eben geht medizinische Hilfe zukommen lassen wollen. Die Klinik ist für schwangeren Frauen, Neugeborene und Kinder die einzige Hoffnung auf medizinische Versorgung, denn die muslimische Rohingya sind rechtlos. Hla’s Belastung im Klinikalltag ist groß und ihre Sicherheit in Gefahr. Trotzdem ermutigt sie täglich ihre Schülerin und fordert sie heraus, besser zu werden. Im Land kämpft die Bevölkerung mit den Nachwirkungen des Militärputsches und dem harten Vorgehen gegen Demonstrant*innen.

Der Widerstand der Frauen im Alltag und ihr Beharren auf Kooperation, für die sie ihre eigene Sicherheit riskieren, setzt angesichts der grassierenden Feindseligkeiten unter dem Militärregime ein Signal der Hoffnung. Die beiden Hebammen trotzen den widrigen Umständen, Chaos und Gewalt und ringen um das Glück, dass sich immer dann einstellt, wenn eine Geburt gelingt und ein Kind zur Welt kommt.

Snow Hnin Ei Hlaings drehte ihr bemerkenswertes Dokumentarfilmdebüt über sechs turbulente Jahre im Rakhaing-Staat in Myanmar. Voller Liebe, Empathie und Hoffnung bietet MIDWIVES einen seltenen Einblick in die komplexe Realität Myanmars und seiner Menschen. Gleichzeitig macht der Film auf den unverzichtbaren Beitrag für die Versorgung Schwangerer, junger Mütter und Neugeborener aufmerksam, den Hebammen weltweit leisten.

Zum Hintergrund:
Das südostasiatische Myanmar (ehemals Burma) ist ein Vielvölkerstaat mit 52 Millionen Einwohner*innen. Die Mehrheit, ca. 70 %, sind buddhistische Bamar. Der Film MIDWIVES wirft ein Schlaglicht auf den an der Westküste liegenden Rakhaing-Staat und die dort lebende muslimische Minderheit der Rohingya. 1982 verloren diese ihr Recht auf die Staatsbürgerschaft, was sie zu einer der größten staatenlosen Bevölkerungsgruppen der Welt machte. 2016 begann das Militär von Myanmar eine Kampagne der ethnischen Säuberung. Zehntausende von Rohingya wurden getötet, sehr viele flohen ins benachbarte Bangladesch.
Am 1. Februar 2021 fand ein Militärputsch statt und beendete das kurze demokratische Experiment der NLD (Nationale Liga für Demokratie). Regierungschefin Aung San Suu Kai wurde inhaftiert. Es kam zu landesweiten Protesten bei denen mehr als 1.300 unbewaffnete Demonstrant*innen ermordet, 11.120 inhaftiert und gegen viele weitere Personen Haftbefehle erlassen wurden. Die Folgen davon sind, mehr als eine Million Flüchtlinge, zerstörte Infrastruktur und Todesurteile gegen Oppositionelle und Protestierende. Die Militärführung ist laut UN zu keinem Dialog bereit.
Erst Anfang März 2023 zerstörte ein verheerender Großbrand das weltweit größte Flüchtlingslager Kutupalong im Südosten von Bangladesh, wodurch rund 12 000 Rohingya-Flüchtende obdachlos wurden.

Im Anschluss an den Film laden wir herzlich zum Austausch in die Sofaecke unserer Kinokneipe ein. Thema: „Liebevoll Menschen ins Leben begleiten – können Hebammen ‚Gutes gebären‘“?
Wie können wir in der Schwellensituation, wie sie eine Geburt darstellt, Feindschaft und Streit überwinden? Können Menschen in Gesundheitsberufen (wie z.B. Hebammen) Friedensstifterinnen sein?
Moderation: Gemeindepädagogin Christine Cieslak
Eine Kooperation der Kirchgemeinde Oderwitz-Mittelherwigsdorf und der Kulturfabrik Meda