Kino / Nachlese

Everything Everywhere All At Once

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USA 22, R: DanKwan/Daniel Scheinert, FSK: 16, 132 min

11 Oscar-Nominierungen & u.a. Bester Film beim Producers Guild of America Awards

Vorweg: Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn dieser Film nicht den Oscar für den besten Film erhält. Er ist eine Ode an das Kino, denn er er erweist seinem Namen alle Ehre: Er ist „alles überall und zur gleichen Zeit“, Science-Fiction-, Fantasy-, Action-, Abenteuerfilm, Familiendrama und skurrile Komödie, rasant, verworren, warmherzig, durchgeknallt, witzig, philosophisch und tröstlich.

Doch worum geht es überhaupt? Eigentlich ist Evelyn Wang nur eine einfache Waschsalonbesitzerin, Ehefrau und Mutter und ihr Leben ist wenig ereignisreich, auch wenn ihr Alltag gern einmal im Chaos versinkt: der bevorstehende Besuch ihres Vaters und ein großes Essen für das chinesische Neujahrsfest rauben ihr schon vorab den letzten Nerv, die Wünsche der Kunden bringen sie an ihre Grenzen und die anstehende Steuererklärung wächst ihr komplett über den Kopf. Der Gang zum Finanzamt ist unausweichlich, doch während sie mit ihrer Familie bei der Steuerprüferin vorspricht, die unheilvoll missmutig die unzähligen Kassenbelege mustert, geschieht es: Evelyn wird von der Existenz des Multiversums überrascht. Raum und Zeit lösen sich in ihrer Wahrnehmung auf, sie trifft in Paralleluniversen auf unterschiedlichste Versionen von sich selbst und auch auf ihren Ehemann, der ihr weis machen will, dass eine böse Entität die gesamte Welt – ach, das gesamte Multiversum bedrohe!

„Welches der vielen Leben, die man hätte leben können, wäre das beste gewesen?“

Die unzähligen Parallelwelten beginnen einen furiosen Tanz und sie entdeckt, dass sie auf die Fähigkeiten und das Leben anderer Versionen ihrer selbst zugreifen kann. So ist sie mal Starköchin, mal Filmstar, mal eine versierte Kämpferin, mal lebt sie einer animierten Welt … Nur, indem sie Verbindungen zwischen ihren Lebens-Varianten knüpft, ist sie der großen Mission gewachsen: die Rettung der Welt vor dem unbekannten Bösen …

In diesem perfekt inszenierten, hyperaktiven Science-Fiction-Abenteuer-Film-Puzzle sorgt der permanente Wechsel der Szenerie für ein minutiös geplantes, urkomisches Durcheinander, emotional getragen von einer warmherzigen Familiengeschichte und dem Ringen mit der Absurdität des Daseins, die uns allen nicht unbekannt ist.

„In ihrer langen Golden-Globe-Rede berichtete Hauptdarstellerin Yeoh, wie schwierig es für eine Frau in ihrem Alter sei, überhaupt Rollen zu bekommen. Zumal als Asiatin. Dabei hatte sie schon viele eindrucksvolle Auftritte, an der Seite von James Bond (‚Tomorrow Never Dies‘), in Schmachtfetzen wie ‚Die Geisha‘ und Kampfkunst-Opern wie ‚Tiger und Dragon‘. Trotzdem: ‚Man kommt in seinem Leben und in seiner Karriere an einen Punkt, an dem man das Gefühl hat: Ich werde hier irgendwie übersehen.'“ (Süddeutsche Zeitung)

Der Mann, für den das alles geschrieben war, sagte ab: Jackie Chan. 

Aus dem Nähkästchen geplaudert: Eigentlich sollte kein anderer als Jackie Chan an der Seite von Michelle Yeoh die Hauptrolle spielen, aber er sagte ab: angesichts des verrückten Drehbuchs „besorgt um seinen Ruf und sein Lebenswerk“: „Wusstest du, dass mir die Jungs diese Rolle angeboten hatten?“ schrieb ihr Chan, nachdem der Film zum Hit wurde. „Ja, Bruder, dein Pech“, textete Yeoh zurück… Für den Film ein enormer Glücksfall!

„Der Unsinn von Evelyns Abenteuer hingegen, mit dem sich über den Ernst der anderen Fantasyfilme auf charmante Weise lustig gemacht wird, berührt uns auch, weil er einen Umgang mit unserer Melancholie anbietet: einen feinen humanistischen Anarchismus, der all die ungenutzten Möglichkeiten in unzähligen Geschichten aufhebt, solange wir sie nur einander erzählen.“ (DIE ZEIT)

Der Film läuft auch am Mi 15.03. | 19:30 Uhr im Kronenkino Zittau.