Kino / Nachlese

Konklave

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GB/USA 24, R: Edward Berger, FSK: 6, 120 min

Besetzung: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow u.a.

Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl des neuen Papstes zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wieder und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. All das, während Millionen von Menschen darauf warten, dass weißer Rauch dem Schornstein der Kapelle entsteigt …

Der Film läuft auch am Mi 22.01. | 19:30 Uhr im Kronenkino Zittau.

Pressestimmen zum Film

Kurien-Krimi „Konklave“

von Christian Klosz/ filmpluskritik.com

Vor 2 Jahren sorgte Edward Berger mit seiner Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ in Hollywood für Aufsehen, diverse Oscars waren der Lohn. Mit „Konklave“ lässt er nun ein ungewöhnliches Kammerspiel folgen, das überzeugt und überrascht. Jetzt im Kino.

Im Vatikan gelten ganz eigene Regeln, die Normalsterblichen verborgen bleiben. Zu diesen 2 Jahrtausende alten Ritualen gehört auch das Konklave, die Wahl des Papstes, die die Kardinäle unter sich ausmachen. Regisseur Berger macht diesen mitunter mysteriösen und mythischen Vorgang zum Inhalt seines gleichnamigen Films, der zwischen Kammerspielt und Krimi changiert und detaillierte Einblicke in den Gottesstaat und seine Abläufe liefert.

„Konklave“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert Harris aus dem Jahr 2016 und wurde von Drehbuchautor Peter Straughan adaptiert. Das Sujet bzw. die Herangehensweise ist dabei nur oberflächlich klassisch-konservativ, wie sich gegen Ende zeigen wird. Doch was passiert im Film eigentlich? Der amtierende Papst stirbt, Dekan Thomas Lawrence (Ralph Finnes) soll das nötige Konklave organisieren. Er selbst ist ein Zweifelnder, der nicht mehr gänzlich von seiner Mission in der Kirche überzeugt ist. Sein Rücktrittsgesuch schlug der Papst jedoch aus – vielleicht in weiser Voraussicht, ihn bald noch als Kurien-Manager brauchen zu können.

Am Tag X trudeln die über 100 Kardinäle im Vatikan ein, die einen von ihnen zum neuen Papst wählen werden. Bereits vorab haben sich einige Favoriten in Stellung gebracht: Aldo Bellini (Stanley Tucci) ist ein Liberaler, der das Werk des nun toten Papstes fortführen will; sein Gegner ist Goffredo Tedesco (Sergio Castellitto), ein italienischer Reaktionär; der Nigerianer Joshua Adeyemi (Lucian Msamati) rechnet sich ebenfalls Chancen aus, seine Herkunft spricht manchen Liberalen zu, seine erzkonservativen Ansichten zur Homosexualität erfreuen wiederum die Gegenseite; Joseph Tremblay (John Lithgow) schließlich ist ein kanadischer Moderater, ein möglicher Kompromisskandidat. Auch Dekan Lawrence, selbst der liberalen Fraktion zuzuordnen, hat einige Anhänger, die seine gestrengen Managerqualitäten schätzen, er zeigt aber absolut keine Ambitionen auf das Amt.

Bereits beim Blick auf den Plot wird klar: „Konklave“ ist keine klerikale Glaubensparabel, sondern ein Polit-Thriller voller Intrigen und Geheimnisse, die Lawrence aufzudecken versucht. Die Vorgänge in der Kurie sind von Regisseur Edward Berger spannend und detailliert eingefangen. Ein gewinnender Faktor ist dabei das ungewöhnliche, aber äußerst gelungen in Szene gesetzte Ambiente, ein andere diese ebenso ungewöhnliche Gesellschaft mit ihren ganz eigenen Regeln und Abläufen. Der Film überzeugt als atmosphärisches Kammerspiel, das geradezu klassisch anmutet, sich auf seine Dialoge und präzise komponierte Kameraarbeit verlässt.

Hinzu kommen sehenswerte Schauspielleistungen, aus denen Ralph Finnes herausragt: Sein stets zweifelnder, aber pflichtbewusster, moralisch integrer Kardinal Lawrence ist fraglos eine der besten Leistungen des Jahres bisher, Nominierungen für diverse Filmpreise sollten so sicher sein wie das Amen nach dem Gebet.

Die hohe filmische Qualität vieler Aspekte von „Konklave“ ist also offenkundig und eindeutig. Das provokative Ende hingegen wird für Diskussionen sorgen. Ob ein doch recht konstruiert wirkender Plottwist, dem man Berechnung und manipulative Absicht unterstellen kann (wenngleich er freilich auf der literarischen Vorlage beruht) einem Werk wie diesem gerecht wird und nötig gewesen wäre, bleibt dahingestellt. Jedenfalls ist das Finale zu abrupt heruntergebetet, während sich der Film vorher Zeit lässt, muss plötzlich alles ganz schnell gehen, wodurch die letzten 10 Minuten irgendwie wie ein Fremdkörper wirken. Inhaltlich wird das Ende die einen begeistern, die anderen verstören und vor den Kopf stoßen. Dass ein zuvor ganz und klar klassisches Werk doch noch solch eine Wendung nimmt, überrascht jedenfalls.

Fazit
Schlussendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was er vom provokativen Finale hält, es wird die Meinungen spalten. Abgesehen davon aber ist „Konklave“ ein auf technischer Ebene beachtliches Werk geworden, das vor allem inszenatorisch in der Oberliga spielt. Beim Konklave der Filmbranche, den Oscars, wird wohl der eine oder andere Preis herausschauen.


„Konklave“: Ein fesselndes Machtspiel im Vatikan

www.derfilmjournalist.de

Nach seinem internationalen Erfolg mit „Im Westen nichts Neues“ widmet sich Edward Berger nun dem Vatikan, dem Herzen der katholischen Kirche. Genauer gesagt geht es um einen Konklave, eine geheime Versammlung von Kardinälen der römisch-katholischen Kirche, die zur Wahl eines neuen Papstes zusammentreten.

Edward Berger, der vielfach ausgezeichnete deutsche Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, hat sich durch seine eindrucksvolle Karriere im internationalen Film- und Seriengeschäft etabliert. Begonnen hat er 2001 mit dem Spielfilm „Frau2 sucht HappyEnd“, den er zusammen mit Nele Mueller-Stöfen schrieb und inszenierte. Der erste Durchbruch gelang ihm mit der preisgekrönten Serie „Deutschland 83“, die 2015 nicht nur in Deutschland, sondern weltweit große Beachtung fand und den International Emmy Award für die beste Dramaserie gewann. Mit weiteren Projekten wie der Miniserie „Patrick Melrose“, die Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle zeigte, festigte Berger seinen Ruf als Regisseur von internationalem Format.

Doch der wahre internationale Durchbruch gelang Berger mit seiner Regiearbeit zu „Im Westen nichts Neues“, der ersten deutschen Verfilmung von Erich Maria Remarques legendärem Anti-Kriegs-Roman. Der Film erhielt überwältigende Kritiken und gewann bei den BAFTA Awards sieben Auszeichnungen, darunter Beste Regie und Bester Film, was einen Rekord für nicht-englischsprachige Filme darstellte. Darüber hinaus schrieb „Im Westen nichts Neues“ bei den Oscars Geschichte, indem er als erster deutscher Film für die begehrteste Kategorie – Bester Film – nominiert wurde. Letztlich gewann der Film in vier Kategorien. Nach seinem weltweiten Erfolg mit „Im Westen nichts Neues“ hat sich Edward Berger nun einem neuen Projekt zugewandt, das erneut mit einer prominenten Romanvorlage aufwartet: „Konklave“ von Robert Harris.

Für die Verfilmung konnte Berger sowohl vor als auch hinter der Kamera große Namen zusammenbringen, das Drehbuch stammt von Peter Straughan, der bereits für die gefeierte Verfilmung von „Dame, König, As, Spion“ eine Oscar-Nominierung erhielt. Doch wie gut ist nun die erste Regiearbeit von Edward Berger nach seinem großen Erfolg mit „Im Westen nichts Neues“?

Nach dem Tod des Papstes versammeln sich Kardinäle aus aller Welt in Rom, um einen neuen Pontifex zu wählen. Doch das Konklave, ein scheinbar ritueller Prozess, entpuppt sich schnell als ein Kampf um Macht, Geld und Einfluss. Kardinal Lawrence, der die Wahl als Dekan leitet, muss sich mit Intrigen, Rivalitäten und Manipulationen der hochrangigen Geistlichen auseinandersetzen. Während Kardinal Lawrence versucht, neutral zu bleiben, wird er von dunklen Geheimnissen und Verschwörungen überwältigt, als immer mehr unheilvolle Geheimnisse ans Licht kommen. Wird er den richtigen Papst wählen?

Mit „Konklave“ wagt sich Regisseur Edward Berger in die verschlossenen Hallen des Vatikans. Der Film zeichnet die Wahl eines neuen Papstes als fesselndes Intrigenspiel, das menschliche Abgründe hinter den prunkvollen Fassaden offenlegt. Dabei ist er jedoch eher ein unterhaltsamer Kostümfilm mit herausragender Besetzung als ein wirklich enthüllender Thriller über die katholische Kirche. Der Film ist durchzogen von bissigem Humor und überzogenem, teils satirischem Ton, der immer wieder Erwartungen unterläuft und bis zum Ende überraschende bis provozierende Wendungen bereithält.

Man sollte zwar kaum neue Erkenntnisse über den Vatikan oder die Kirche erwarten, bekommt jedoch eine ungemein unterhaltsame Ensemble-Darbietung geboten, die mit beeindruckendem Kostümdesign, brillanter Kameraarbeit und einem herausragenden Soundtrack über die gesamte Laufzeit fesselt. Mit minimalistischen, aber eindringlichen Streicherarrangements verstärkt Volker Bertelmanns Soundtrack die emotionale und atmosphärische Dichte des Films. Bertelmann gelingt es, die traditionelle Welt der Kirche mit modernen Klanglandschaften zu verbinden und so die zentralen Themen – Glaube, Macht und Zweifel – auch musikalisch zu reflektieren.

Die Darstellung des Konklaves, eingebettet in die prächtige, aber zugleich beklemmende Kulisse des Vatikans, zieht sofort in die Handlung. Die Sixtinische Kapelle wird in goldenes Licht getaucht, das die roten Gewänder der Kardinäle kontrastreich hervorhebt, während die Linienführung der Architektur ihre klaustrophobische Wirkung entfaltet. Doch anstatt sich ausschließlich auf die opulente Ästhetik zu verlassen, lenkt der Film den Fokus auf die modernen und oft sterilen Räume des Gästehauses Santa Marta. Diese bewusste visuelle Gegenüberstellung unterstreicht die Spannungen zwischen den traditionellen Werten der katholischen Kirche und den Einflüssen der modernen Welt.

Ralph Fiennes in der Rolle des Kardinaldekans Lawrence ist das emotionale Herzstück des Films. Seine nuancierte Darstellung eines Mannes, der zwischen Pflichtgefühl und inneren Zweifeln balanciert, ist faszinierend. Eine Schlüsselszene, in der er in den Gemächern des verstorbenen Papstes einen emotionalen Zusammenbruch erlebt, zeigt Fiennes in Höchstform. Doch gerade in diesen Szenen wird auch deutlich, dass der Film sich fast zu sehr auf seinen Hauptdarsteller verlässt, wodurch einige Nebenfiguren weniger Raum zur Entfaltung bekommen.

Dennoch überzeugt auch die übrige Besetzung. John Lithgow brilliert als machthungriger Kardinal Tremblay, während Stanley Tucci als strategischer Bellini eine bedrohliche Präsenz aufbaut. Lucian Msamati verleiht Kardinal Adeyemi eine unerwartete Tiefe, während Sergio Castellitto als Tedesco die Spannungen innerhalb des Kollegiums weiter anheizt. Besonders hervorzuheben ist Isabella Rossellini in der Rolle von Schwester Agnes, die als eine der wenigen Frauen im Film einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Berger nutzt ihre Figur, um die traditionelle Geschlechterhierarchie der katholischen Kirche subtil, aber wirkungsvoll zu hinterfragen.

Obwohl „Konklave“ in erster Linie kein allzu ernstgemeinter Thriller ist, gibt es immer wieder moralische Spitzen. Berger gelingt es, das Machtstreben und die Eitelkeit der Kardinäle als universelle menschliche Eigenschaften darzustellen, ohne dabei in platte Anklage oder Moralisierung zu verfallen. Themen wie der Missbrauchsskandal, die Rolle der Frau in der Kirche und der Umgang mit Homosexualität werden geschickt in die Dialoge eingebettet, ohne den Fokus von der zentralen Handlung abzulenken.

Fazit:
Packend, mitreißend und vor allem ein sehr unterhaltsames Intrigenspiel mit einem fantastischen Ralph Fiennes – „Konklave“ vereint Humor und überraschende Wendungen mit ernsten Spitzen. Edward Berger ist ein stilsicherer und äußerst audiovisueller Thriller gelungen.