Kino

Kurz gesehen – Lang gedacht

Kurzfilmtour „voll politisch“ 2025
Chemnitz – Löbau – Mittweida – Aue-Bad Schlema – Pirna – Dresden – Glauchau – Mittelherwigsdorf – Döbeln – Meißen

Wir zeigen sechs Kurzfilm-Highlights des 37. Filmfest Dresden 2025:
Beherzte Fankultur beim Fußballclub „Proletik Sonnenberg“, bürokratische Kälte im Pflegesystem, die Flucht aus einem Kriegsgebiet, das schwierige Erbe einer migrantischen Familiengeschichte, Schikanen durch Polizeigewalt und das Bedürfnis nach Wärme in einer kalten Welt: Sechs bewegende Geschichten und überraschende Perspektiven, politisch, poetisch, persönlich. Alle Filme auf Deutsch oder mit deutschen Untertiteln. Im Anschluss laden wir herzlich zum Austausch über die Filme ein.

Eintritt frei.
Das Filmprogramm wird in deutscher Sprache bzw. mit deutschen Untertiteln gezeigt.


Programm: 

Social Club
D 24, R: Sophie Mühe, 9:28 Min, deutsche Originalfassung
Gewinnerfilm Goldener Reiter im Mitteldeutschen Wettbewerb

Der Fanclub „Proletik Sonnenberg“ unterstützt seine Mannschaft Athletik Sonnenberg. Ein neu gegründeter Fußballverein in Chemnitz, der sich zum Ziel gesetzt hat, eine vielfältige und einladende Atmosphäre auf dem Spielfeld zu schaffen. Doch in einer Stadt mit einer rechtsextremen Fanszene ist der Kampf darum umso intensiver.

Jurybegründung:
„Der Film präsentiert sich als politischer Gegenspieler zu den gängigen Bildern einer ostdeutschen Fankultur. Eine feine und notwendige Perspektivverschiebung, die zugleich ein klares politisches Zeichen setzt.“

Detlev
D 24, R: Ferdinand Ehrhardt, Animation, 12:50 Min
Publikumspreis im Mitteldeutschen Wettbewerb

Ein immerzu frierender Mittvierziger fährt jeden Abend zu einer Tankstelle und bestellt sich ein mikrowellenwarmes Toast Hawaii. Diesem gibt sich Detlev in einem bizarren Ritual hin, denn es ist das Einzige, was ihm Wärme schenkt. Als er jedoch von einem Fremden dabei beobachtet wird, beginnt seine Welt auseinanderzubrechen.

Mother‘s Child
NL 24, R: Naomi Noir, Animation, 9:02 Min, Englisch, deutsche Untertitel
Lobende Erwähnung im Internationalen Wettbewerb

Mary ist eine liebevolle Mutter und Vollzeit-Pflegekraft zugleich. Isoliert, ohne Unterstützung und Schlaf, arbeitet sie sich durch das bürokratische Chaos, das mit der Pflege einhergeht, und bemüht sich gleichzeitig darum, die Bedürfnisse ihres behinderten Sohnes Murphy zu erfüllen. Nachdem ihr ein Verwaltungsmitarbeiter einen weiteren Schlag versetzt hat, beginnt die Realität zu verschwimmen.

„Kraftvoll erzählt der animierte Kurzfilm von der Navigation durch das Sozialsystem des Vereinten Königreiches – eine emotionale Aufgabe. Mittels eindrucksvoller, teilweise surrealer Animation, verdeutlicht der Film die Erschöpfung und Resilienz einer Mutter, die sich fürsorglich um ihr erwachsenes, behindertes Kind kümmert. Die ruhige Schwere des Filmes spricht Bände – zutiefst bewegend und unmöglich zu ignorieren.“

I died in Irpin
Tschechien, Slowakei, Ukraine 24, R: Anastasiia Falileieva, Animation, 11:29 Min, Ukrainisch, deutsche Untertitel
Gewinnerfilm der „voll politisch“-Kurzfilmpreis für demokratische Kultur

Am 24. Februar 2022 flohen mein Freund und ich aus Kyjiw nach Irpin. Wir verbrachten zehn Tage in der blockierten Stadt und schafften es, mit dem letzten Evakuierungskonvoi zu entkommen. Das Gefühl, dass ich in Irpin gestorben bin, hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.

Jurybegründung:
„Eine intensive Reise durch fühlbaren Schmerz und innere Stärke, welche durch die Kombination von unterschiedlichen Materialien visualisiert wird. Wir begleiten die Protagonistin bei ihrem Überlebenskampf gegen einen Angriffskrieg, die patriarchale Unterdrückung in den eigenen vier Wänden und die daraus entstehenden Selbstzweifel. Eindrücklich animiert, erzählt der Film eine Geschichte von Selbstermächtigung und Ausbruch und gibt uns, in einer Zeit der gesellschaftlichen Hoffnungslosigkeit, das Gefühl, nicht machtlos zu sein.“

Aus der Ferne
D 24, R: Benjamin Hujawa, Hoang Quynh Nguyen, 17:01 Min, Deutsch und Vietnamesisch, deutsche Untertitel

Die in Deutschland geborene Anna hat ein distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater Hung und dessen Geburtsland Vietnam. Als sie durch eine  Dokumentation herausfindet, dass er 1992 von rassistisch motivierten Anschlägen in Rostock betroffen war, sieht sie sich plötzlich mit Hungs
Kultur und Geschichte konfrontiert.

Genealogy of Violence
F 24, R: Mohamed Bourouissa, 15:15 Min, Französisch, deutsche Untertitel

Ein junger Mann sitzt mit seiner Freundin im Auto. Zwei Polizisten in einem Zivilfahrzeug halten an, um eine routinemäßige Personenkontrolle  durchzuführen. Sie fordern ihn auf auszusteigen und durchsuchen ihn methodisch, während er vor dem Auto steht – unter den entsetzten
Blicken seiner Freundin.