Kino / Nachlese

Preisträgerfilm: LOMBARD / DAS PFANDHAUS (Bester Dokumentarfilm)

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Jola und Wiesiek betreiben im polnischen Bytom das wohl größte Pfandhaus Europas. Mit der Schließung der nahegelegenen Minen und der wachsenden Arbeitslosigkeit in der einst blühenden Industriestadt werden auch ihre Zeiten schwieriger, da die Bewohner zunehmend absurde und nutzlose Gegenstände verpfänden. Das Pfandhaus wird zur Anlaufstelle für gestrandete Existenzen, die dort stets ein freundliches Wort oder auch eine heiße Suppe bekommen. Eine bewegende Geschichte voller schrägem Humor über Menschen, die ums Überleben kämpfen und gleichzeitig anderen helfen, die es nötiger haben.

Aus der Begründung der Jury:

Stellen Sie sich eine enorme Sammlung ausgedienter Gegenstände vor, sortiert für eine Wiederbelebung. Stellen Sie sich ein geschäftsführendes Ehepaar mit ein paar Ange­stellten vor, die mit einvernehmlichen und zerstreuten Wünschen zu tun haben. Stellen Sie sich eine Gesellschaft vor, in der es gleichzeitig zu viel und nicht genug gibt. Mit viel Ausdauer beobachten die Filmemacher von „Lombard/Pawnshop“ den ökonomischen und sozialen Mikrokosmos eines Einzelhandels­geschäfts in Schwierigkeiten. Handelnd mit den materiellen Überbleibseln unserer Zeit, befindet es sich in einer Gegend mit hoher Arbeitslosigkeit und mit Menschen, die lieber ihr Tafelgeschirr verkaufen, als dass sie irgendetwas erwerben. So sehr der Film seine Einsichten auch der Großzügig­keit seiner offenherzigen Protagonisten und ihres Umfelds verdankt, so sehr zeigt er doch eine große Hingabe und Genauigkeit beim Einfangen der Höhen und Tiefen einer Situation, die leicht nur als verzweifelt dargestellt werden könnte. Durch die knappen und scheinbar minimalistischen filmischen Mittel, mit denen der Ort, seine Menschen und ihre Beziehungen dargestellt werden, haben wir als Zuschauer die Chance, uns in die Situation vieler Menschen hineinzuversetzen. Gerade damit vermittelt uns der Film eine Idee, dass wir alle nicht nur Händler und Konsumenten in einer Welt der materi­ellen Güter sind, sondern dass die Art und Weise, wie wir einander behandeln, das ist, was wirklich zählt. Und dass Solidarität die allerwichtigste Währung unserer heutigen Welt ist. Einstimmig verleihen wir den Neiße-Fisch für den besten Dokumentarfilm den Film „Lombard“ von Łukasz Kowalski. Wir gratulieren! Gratulujemy!

Regie: Łukasz Kowalski
Drehbuch: Łukasz Kowalski
Kamera: Stanislaw Cuske
Produktion: Anna Mazerant, Łukasz Kowalski
Schnitt: Adriana Fernandez Castellanos, Filip Kowalski, Jakub Darewski, Kosma Kowalczyk