Kino

The Ballad of Wallis Island

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

GB 25, R: James Griffiths, FSK: 6, 100 min
Kneipe mit kleinem Speisenangebot ab 18 Uhr

Was war, klingt lange in uns nach. Der kauzige Lotteriegewinner Charles (Tim Key) träumt davon, seine Lieblingsband, das Folklore-Traumpaar McGwyer & Mortimer wieder zusammenzubringen. Sein Wunsch nimmt endlich Gestalt an, als die zerstrittenen Bandmitglieder Herb McGwyer (Tom Basden) und Nell Mortimer (Carey Mulligan) die früher mal ein Liebespaar waren, zustimmen, ein Privatkonzert auf der abgelegenen Insel Wallis Island zu spielen. Charles nimmt sie mit einem Koffer Bargeld im Empfang … Doch unausgesprochene verletzte Gefühle und die Erinnerung an vergangene Zeiten bringen die Mini-Reunion zwischen Herb und Nell aus dem Takt. Während Charles verzweifelt versucht, den lang ersehnten Auftritt zu retten, erkennt er, dass Harmonie in der Musik wie auch im Leben stets den Ton angeben sollte …

Die Drehbuchautoren Tom Basden und Tim Key haben sich ihre Rollen auf den Leib geschneidert – und das merkt man. Der wundervoll leise Humor, die glaubwürdige tragikomische Situation, die manchmal klugen, manchmal einfach nur emotionalen Dialoge – all das macht den Film zu einem echten Genuss für Fans von realen Alltagsgeschichten. Dazu hat Basden („After Life“) sämtliche Songs des Films selbst geschrieben und gesungen. Und die passen perfekt zu dieser bitteren und doch so witzigen Story.

Fazit? Männer haben auch Gefühle! Den höchst sehenswerten Beweis liefert dieser Film mit viel Humor und einem feinen Sinn für Melancholie.

Der Film läuft auch am Mi 01.10. | 19:30 Uhr im Kronenkino Zittau.

Pressestimmen zum Film

Kauzige Typen, Folkmusik und Wehmut: „The Ballad of Wallis Island“

von Bettina Dunkel / ndr.de

In Großbritannien sind Tim Key und Tom Basden bekannte Comedy-Stars, die seit Jahren zusammenarbeiten. In ihrem ersten Kinofilm „The Ballad of Wallis Island“, treffen britischer Humor, Cringe und Wehmut aufeinander.

Musik hat eine seltsam emotionale Kraft. Ein Song kann glücklich und traurig zugleich machen, kann in vergangene Zeiten zurückführen und ein Hörerlebnis zaubern, das niemand sonst auf dieser Welt empfindet – weil es von persönlichen Erinnerungen und Gefühlen geprägt ist. Kein Wunder also, dass manche Menschen alles dafür geben würden, ihre lang aufgelöste Lieblingsband noch einmal live zu hören. So wie Charles, die Hauptfigur der bittersüßen Tragikomödie „The Ballad of Wallis Island“.

Schlechtgelaunter Musiker trifft auf lebendigen Eigenbrödler
Charles ist ein liebenswerter und ohne Punkt und Komma redender Eigenbrödler, der auf einer einsamen walisischen Insel lebt. Und er ist der größte Fan von Herb McGwyer, einem Folkmusiker, dessen erfolgreichste Zeiten lange zurückliegen. Weil Charles Geld wie Heu hat, hat er sein Musikidol für ein Privatkonzert am Strand engagiert. Das allerdings fällt kleiner aus, als dem konstant schlecht gelaunten Singer-Songwriter lieb ist.

– Es kommen 100, hast du gesagt.
– Nein. Ich habe gesagt unter 100.
– Wie viel unter 100? Etwa nur du?
– Ja.

– Hast du Nell eingeladen?
– Ja. Sie und Michael.
– Wer ist Michael?
– Ihr Mann.
– Oh scheiße…
– … im Sinne von gut oder…? 

Meisterhaftes Situationskomik-Pingpong
Die Komödie von James Griffiths spielt auf der fiktiven Insel Wallis Island. Trockener britischer Humor mit etwas Cringe und kluger Basis: Tim Key und Tom Basden, die beiden Hauptdarsteller in „The Ballad of Wallis Island“, beherrschen dieses Konzept meisterhaft. Seit Jahren arbeiten die Comedians zusammen, haben ihr Situationskomik-Pingpong unter anderem in einer Comedy-Show für BBC Radio 4 perfektioniert. Jetzt haben sie – basierend auf einem 17 Jahre alten Kurzfilm – das Drehbuch für ihren ersten gemeinsamen Spielfilm geschrieben. Der erzählt zum einen von der unerwarteten Freundschaft zwischen zwei gänzlich unterschiedlichen Menschen und zum anderen von tiefen Wunden und der heilenden Kraft von Musik.

– Also: Was ist passiert mit dir und Nell Mortimer? Wann habt ihr das letzte Mal zusammen gespielt?
– Ich hab gern meine Privatsphäre, ehrlich gesagt.
– Ja, weiß ich doch. Aber was ist denn nun passiert?

Charles-Darsteller Tim Key ist Herz der Geschichte
Dass die Tragikomödie einen unerwartet tiefgründigen Zauber entwickelt, liegt nicht nur an Carey Mulligan. Sie spielt Herbs Ex-Partnerin und sagt mit ihrem traurig-abgeklärten Blick mehr als jede Dialogzeile. Der wahre Star dieses die leisen Töne bevorzugenden Independent-Kleinods aber ist Charles-Darsteller Tim Key. Er ist das Herz der Geschichte. Allerdings eins, das in tausend Stücke zerbrochen ist. Mit fortschreitender Handlung wird klar, woher seine Musikleidenschaft rührt und dass sein unablässiger Redefluss eine schmerzhafte Stille bekämpft. Entsprechend gleicht die Szene, in der ihm erstmals die Worte fehlen, jenem Punkt, an dem aus einem durchschnittlichen Song ein perfekter Song wird. Zu dem man immer und immer wieder gern zurückkehrt.


The Ballad of Wallis Island

Von Oliver Armknecht / film-rezensionen.de

Früher einmal, da war Herb McGwyer (Tom Basden) ein gefragter Sänger und Musiker als Teil des Folk-Duos McGwyer Mortimer. Doch das ist lange her, seine Karriere dümpelt ein wenig vor sich her. Zwar arbeitet er an einem neuen Album, aber das gestaltet sich mühselig. Und so nimmt er das Angebot von Charles Heath (Tim Key) an, der ihn auf eine kleine Insel einlädt, um dort ein Konzert zu geben. Das Publikum soll dabei überschaubar sein, weniger als hundert Menschen. Wie überschaubar, stellt Herb aber erst fest, als er dort ankommt und erfährt, dass tatsächlich nur Charles zuhören wird. Und das ist nicht die einzige Überraschung: Der exzentrische Einsiedler hat auch Nell Mortimer (Carey Mulligan) eingeladen, die andere Hälfte des damaligen Duos, bis die zwei sich unglücklich getrennt haben …

Zwischen Rückblick und Neuanfang
Manchmal dauert es etwas länger. Als 2007 der Kurzfilm The One and Only Herb McGwyer Plays Wallis Island erschien, gab es bereits erste Diskussionen darüber, die Geschichte um einen Mann, der sein musikalisches Idol trifft, noch einmal größer aufzuziehen. Das Potenzial für mehr war da, in der Hinsicht war man sich schnell einig. Doch es dauerte Jahre, bis aus diesen Überlegungen etwas Vorzeigbares wurde. Tatsächlich brauchten Regisseur James Griffiths sowie Tom Basden und Tim Key, die gemeinsam das Drehbuch schrieben und die Hauptrollen spielen, am Ende 17 Jahre, bis The Ballad of Wallis Island auf dem Sundance Film Festival 2025 Weltpremiere feierte. Von dort aus startete die leise Tragikomödie eine Reise, die sie noch zu diversen anderen Filmfesten führte.

Dass es so lange dauerte, mag unglücklich wirken und ist doch ein Glücksfall. Schließlich geht es in dem Film nicht allein um die Begegnung zwischen Musiker und schrägem Fan. Vielmehr erzählt The Ballad of Wallis Island von mehreren Menschen, die auf ihre eigene Vergangenheit zurückblicken, von dieser leben, teilweise aber auch in ihr gefangen sind. Das betrifft das Musik-Duo, das versucht, an alte Tage anzuschließen. Es betrifft aber auch Charles, der die Insel zu einem Schrein gemacht hat, der sowohl McGwyer Mortimer wie auch seiner verstorbenen Frau gewidmet ist. Die Geschichte handelt daher maßgeblich davon, wie diese Figuren nach einer Balance suchen, diese Vergangenheit anzunehmen, sich zugleich von ihr lösen zu können und weiterzumachen.

Urkomisch und tieftraurig zugleich
Das klingt sehr tragisch, die Reise auf die einsame Insel ist über weite Strecken aber tatsächlich sehr lustig. Mit viel Humor und einem feinen Gespür für zwischenmenschliche Absurdität erzählt Regisseur James Griffiths in seinem zweiten Langfilm vom Finden und Suchen. Zunächst versteht der Protagonist ebenso wenig wie das Publikum, wie ihm geschieht. Wie in einer irrwitzigen Schnitzeljagd sucht er in The Ballad of Wallis Island nach Hinweisen, um aus dieser sonderbaren Situation schlau zu werden. Wer ist dieser unbeholfene Charles, der ihn auf die Insel gelockt hat? Warum ist er so besessen von dem besagten Folk-Duo? Was hat es mit dem Konzert auf sich?

Auf jede Antwort folgen nur neue Fragen, wird eine weitere Schicht freigelegt. Urkomisch und tieftraurig zugleich erinnert The Ballad of Wallis Island an eine vergangene Liebe und ist selbst eine Liebeserklärung an die Menschen mit ihren Macken und Wunden, an die diejenigen, die wir verloren haben und die doch hier sind, und an all die Träume und verpassten Chancen, die uns zu denen machen, die wir sind. Die Tragikomödie lebt von dieser Mischung aus skurrilen Momenten und Nachdenklichkeit. Und natürlich von der Musik, die ihre heilende Kraft entfaltet und Menschen zusammenbringt, so unterschiedlich sie sein mögen.

Ein schräger Trip mit Herz
Tom Basden beweist, teils im Duett mit Hollywood-Star Carey Mulligan, sein Gesangstalent mit Liedern, die unter die Haut gehen. Sein Gegenstück Tim Key, sonst durch Comedy-Shows bekannt, überzeugt als naiver Einsiedler, der einen mal in den Wahnsinn treibt und mal berührt. So wie unser Trip nach einem sympathisch-lustigen Anfang eine gefühlvolle Seite enthüllt, die es zu erkunden lohnt. Auch wenn es auf der titelgebenden Insel an allem Möglichen mangelt, von Reis über funktionierende Handys bis zu richtigen Bühnen, eines gibt es dort und in The Ballad of Wallis Island im Überfluss: Herz.