Workshops / Nachlese

Voltaire: Zeit zum Denken über Grenzen

Ein Workshop in Kooperation mit riesa efau (Dresden)

Zeit: Fr 11.11.2022 | 16 Uhr bis So 13.11.2022 | 16:00

In den Debatten der Gegenwart wird oft Toleranz eingefordert, zugleich aber auch immer wieder auf die Grenzen der Toleranz verwiesen. Ist Toleranz unteilbar und unhinterfragbar? Oder müsste man sich über ihr Wesen und ihre Geltung in der Gesellschaft erst verständigen? Für diese Fragen wollen wir uns Zeit nehmen.

Wir bewegen uns gedanklich in die Zeit der Aufklärung, aber bleiben doch mit unserer Gegenwart verbunden.
Die Epoche der Aufklärung trägt in Frankreich seinen Namen: „L’âge de Voltaire“, das Zeitalter Voltaires. In Deutschland kennen viele den Namen des Philosophen, Publizisten und Dichters, aber nur wenige lesen seine Werke.
Indem Voltaire seinen literarischen Erfolg nutzte, um sich in gesellschaftliche Debatten einzumischen und auch persönlich für Opfer von Unrecht einzutreten, schuf er jene moderne Figur, die heute als „der Intellektuelle“ bezeichnet wird.

Voltaire plädierte für Gewissens- und Denkfreiheit, verwies jedoch zugleich auch schon auf die Grenzen der Toleranz – Jahrhunderte, bevor Karl Popper in seinem berühmten „Paradox“ dieses Problem erneut besprach. In unseren heutigen Zeiten, in denen die liberale Gesellschaft durch islamistischen und völkischen Fanatismus zugleich bedroht wird, sind Voltaires unkonventionelle Überlegungen und sein furchtloser Humor so wertvoll wie selten zuvor.

Im Lektüreseminar soll nicht nur Voltaires Text gelesen und sein zeitgeschichtlicher Hintergrund verortet werden, auch Bezüge zu anderen Theoretiker*innen der Toleranz und zu den aktuellen Debatten werden hergestellt.


Leitung: Denise Ackermann
Referent: Michael Bittner

Anmeldung und weitere Details bei riesa efau

Begleitend empfehlen wir zur unterhaltsamen Veranschaulichung:

  • für Freunde des Wortes am Freitag Abend unsere Lesung „Das heikle Zusammenleben mit der Toleranz“ 
  • und für Filmfreunde unseren  Kinofilm am Samstag Abend: „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“:
    „Man kann einem Menschen nichts Neues sagen; man kann ihm nur sagen, was er schon weiß, sagte Hegel. Keine Kommunikationstheorie kann das denken – aber dieser Film. Und vor allem: Er kann es zeigen! Ganz unterschwellig, vollkommen unaufdringlich. ‚Nicht ganz koscher‘ sehen, heißt begreifen: Etwas in uns muss immer schon darauf vorbereitet sein, was wir lernen sollen. Es muss anschließen können an die eigene Welterfahrung, gerade wenn es ihr scheinbar widerspricht.“ (Kerstin Decker, Tagesspiegel)